Volkstrauertag am 16.11.2025
Die Gedenkfeiern fanden am Sonntag, den 16.11.2025 um 10.30 Uhr am Ehrenmal an der Gellenbecker Kirche und um 12.15 Uhr am Ehrenmal auf dem Martinus-Friedhof statt.
"Welch große Kraft das gemeinsame Erinnern an den Kriegsgräbern entfaltet, spüren wir besonders in diesem Jahr, in dem sich das Ende des Zweiten Weltkriegs zum 80. Mal jährt. Denn uns zu vergegenwärtigen, welche Erfahrungen und Lektionen uns seine Geschichte vermittelt, ist kein Ballast, sondern ein großer Gewinn – auch für uns Nachgeborene. Weil sich die Völker Europas der Schrecken des Krieges bewusst waren, ist nach 1945 aus den Trümmern ein neues, ein geeintes Europa erwachsen, mit Wohlstand, Frieden und Freiheit für uns und unsere Nachbarn. Heute wendet sich dieses Europa mit gemeinsamer Kraft gegen den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine, gegen die Rückkehr von brutalem Machtstreben und die Unterdrückung einer Nation durch eine andere. Die Erinnerung an das vor mehr als 80 Jahren von Deutschen begangene Unrecht ist in vielen Teilen Europas nach wie vor sehr präsent.
Die Erinnerung an das 80-jährige Kriegsende fällt in eine Zeit, in der in Europa erneut ein Krieg stattfindet und in der die Demokratie, auch in Deutschland, von innen wie von außen angegriffen wird. Fragen von großem Ernst müssen vor dem Hintergrund unserer geschichtlichen Erfahrungen beantwortet werden: Stehen wir ein für die Demokratie, für Menschenwürde als leitendes Prinzip aller Ordnung und die gleiche Freiheit aller? Bieten wir denen, die den Grundsatz der Gewaltfreiheit in den zwischenstaatlichen Beziehungen missachten und damit den Frieden zerstören, die Stirn? Vor dem Hintergrund der Ereignisse in der Ukraine kommen bei vielen Menschen aus der Erlebnisgeneration des Zweiten Weltkriegs eigene schmerzhafte Erfahrungen hoch. Nicht wenige haben Angst. Wir schulden gerade auch diesen Menschen unsere Solidarität. Der Volkstrauertag ist ein solches Zeichen generationsübergreifender Solidarität. Gerade im Zusammenhang mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs sehen wir, wie problematisch es ist, wenn Erinnerung – wie etwa in der Russischen Föderation – dazu benutzt wird, heutige Gewalt zu rechtfertigen. Das trägt nicht zur Heilung bei, schürt Angst und Hass und bringt Menschen auseinander statt zusammen. Zu einer heilsamen, Versöhnung ermöglichenden Erinnerung gehört, aufrichtig und wahrhaftig zu sein. Das gilt auch für die Bereitschaft, sich den Verletzungen der Anderen ebenso zu stellen wie den eigenen. Wenn diese Bereitschaft heute von rechtspopulistischen Kräften infrage gestellt wird, spaltet das die Gesellschaft und verstellt die Möglichkeit zur Versöhnung.
Vor 80 Jahren endete der Zweite Weltkrieg, das in der Gewaltgeschichte dieser Welt wohl größte Unglück für die Menschheit. Rund 3,5 Prozent aller damals lebenden Menschen auf diesem Globus kamen um. Es bietet sich heutzutage vielleicht die letzte Gelegenheit, gemeinsam mit jenen zu gedenken, die den Mai 1945 noch selbst erlebt haben. Diese Möglichkeit dürfen wir nicht verstreichen lassen. Nach dem verbrecherischen Angriffs- und Vernichtungskrieg Deutschlands lagen 1945 weite Teile Europas in Trümmern. Aus Büchern und Berichten, aber auch aus persönlichen Gesprächen, erreichen uns Erzählungen von Verlust und Angst, aber auch von zaghafter Hoffnung, über denen meist die Unsicherheit über die Zukunft schwebte. Zunächst im westlichen Teil und ab 1989/90 in einem wiedervereinten Deutschland haben wir das Geschenk der Freiheit erhalten. Seit einigen Jahren erleben wir jedoch wieder eine Zeit vermehrter Unsicherheit. Die Aggression des Diktators Putin stellt uns vor nie da gewesene Herausforderungen, die Nachrichten aus dem Nahen Osten sind weiterhin bedrückend und auch im Verhältnis zu den USA – unserem Verbündeten, der Deutschland nach 1945 so sehr unterstützt hat – erleben wir Spannungen, die wir uns vor einiger Zeit noch nicht hätten vorstellen können. Diese Unsicherheit pflanzt sich fort in unserer Gesellschaft. Wirtschaftliche und gesellschaftliche Probleme erzeugen Frustration und verleiten dazu, nicht nach Lösungen und Kompromissen zu suchen, sondern anderen die Schuld dafür zu geben. Wir beobachten dabei nicht nur die Konflikte außerhalb unseres Landes, nein, auch im Inneren streitet man sich heftiger als früher. Doch wenn sich jeder nur auf sich und seine Interessengruppe beschränkt, dann gewinnen die Feinde der Demokratie. Wir alle brauchen einander und wir brauchen ein Miteinander. Freiheit gelingt nur, wenn sie nicht rücksichtslos ist, sondern im Bewusstsein unserer Verantwortung füreinander gelebt wird. Etwas Gutes tun, ohne gleich dafür einen Lohn zu erwarten: Das ist der Klebstoff, der unsere Gesellschaft zusammenhält. In Hagen a.T.W. haben viele Menschen diesen Gemeinsinn glücklicherweise noch nicht vergessen. Sie engagieren sich ehrenamtlich in Vereinen und in Bürgerinitiativen, sie dienen in Uniform Geleitwort für das Gemeinwohl, sie helfen karitativ und sind Förderer sozialer, humanitärer oder kultureller Aufgaben. Lasst uns diese Werte gemeinsam hinaustragen!
Vielen Dank für die Aufmerksamkeit!"
Michael Bensmann, stellv. Bürgermeister





